
Fünf Fragen zum Reflektieren des Jahres 2020
23. Dezember 2020
Die Endlichkeit des Lebens – Fluch oder Segen?
11. Januar 2021Blick ins neue Jahr – neun Ideen für ein glückliches 2021
Gute Vorsätze zum neuen Jahr einmal anders. Innere Ressourcen stärken statt äußere Umstände zu priorisieren. Ideen für ein glückliches 2021.
Neun Ideen für ein glückliches 2021? Warum neun? Einfache Erklärung: Ich wollte keine zehn aufschreiben, nur weil die Zahl die Geschichte besser verkaufen würde. Neun haben sich ergeben, neun wollten geschrieben werden.
Pema Chödrön, Buddhistin und Schriftstellerin, soll einmal gesagt haben: „Bauen wir auf Sicherheit, so haben wir uns den falschen Planeten ausgesucht.“ Selten wohl passte diese Weisheit besser unter die Bilanz eines Jahres als unter dieses 2020. Selbstverständlichkeiten sind fragil geworden in den vergangenen Monaten, die Zerbrechlichkeit unseres Lebens hat sich in alarmierender Deutlichkeit präsentiert. 2020 hat aber auch vergessene Kräfte freigesetzt, den Blick für Wesentliches geschärft, Prioritäten verschoben, Werte verändert – freilich nicht bei jedem, aber bei vielen. Die wunderbaren Momente, die es zweifelsohne zwischen den zahlreichen Schreckensmeldungen gegeben hat, haben wieder einmal dargelegt, dass Glück nicht nur in Abwesenheit des Unglücks existieren kann. Überhaupt: Sollten in Sammlungen segensreicher Augenblicke des Lebens nicht ohnehin auch schmerzliche Erfahrungen ihren Platz finden?

Ich glaube daran, dass die Bedeutung des inneren Spiels auch künftig noch viele Menschen beschäftigen wird, wenn im Außen wieder mehr von dem möglich sein wird, was in der Prä-Corona-Zeit als Normalität bezeichnet wurde. Meine Vorsätze zum Jahreswechsel habe ich deshalb in neun Ideen für ein glückliches 2021 zusammengefasst.
1) Öfter Pausen machen – und die Gedanken überdenken
Von Mahatma Gandhi stammt die Weisheit: „Es gibt Wichtigeres im Leben, als beständig dessen Geschwindigkeit zu erhöhen.“ Ich wünsche mir für das neue Jahr den Mut, noch öfter kurze Pausen einzulegen, Oasen der Entschleunigung zu schaffen – um meine eigene Denkweise zu überdenken. Manchmal reichen dafür wenige Minuten, sie können Stunden, Tage, Wochen, Monate und Jahre auf Irrwegen ersparen. Einen Schritt zurücktreten, die Gedanken beobachten, sortieren, bewusst entscheiden: welche sind hilfreich, welche nicht? Erst dann fortfahren. Meine Gedanken sind die Bausteine meiner Zukunft – wie bedacht wähle ich sie aus?

2) Die Wahlfreiheit erkennen – auch beim Denken
Ich lerne das, worauf ich meine Aufmerksamkeit richte. Was ich regelmäßig übe, darin werde ich besser. Das gilt auch für meinen Geist. Übe ich mich darin, Probleme zu erschaffen, entwickele ich mich mit der Zeit zu einem Profi im Erschaffen von Problemen. Ich könnte jedoch auch das Gegenteil trainieren und irgendwann ein Meister darin werden, Denkblockaden zu überwinden. Konzentriere ich mich auf Lösungen, so werde ich Schritt für Schritt ein Lösender. Wie wohltuend die Vorstellung doch ist, jene Kreativität, mit der ich immer wieder Ängste und Sorgen kreiere, in eine andere Richtung zu nutzen – und so immer wieder neue Chancen und Möglichkeiten zu erschaffen. Im neuen Jahr möchte ich mich häufiger an meine Wahlfreiheit erinnern. Sie besteht in (nahezu) jedem Moment des Lebens – auch beim Denken.
3) Mehr Fühlen, weniger denken
Mag nach einem Widerspruch zu den ersten beiden Punkten klingen – ist aber keiner. Das Denken lässt sich bekanntlich nicht verhindern. Warum dann also nicht dessen Qualität erhöhen? Allerdings: Die Komfortzone der Seele ist die Welt der Gefühle. Das Fühlen beherrschen wir weit früher als das Denken. Doch mit dem Beginn unseres Lebens werden wir fast nur noch darin trainiert, unsere Denkfähigkeiten zu verbessern. Kitas, Schulen, Ausbildungen, Universitäten, Arbeitswelten: Wir beschreiten einen langen Weg der Rationalität – die Intuition gerät viel zu oft in Vergessenheit. Im neuen Jahr möchte ich deshalb meinen Gefühlen mehr Raum bieten, meine Eingebungen stärker wahrnehmen – und ihnen öfter vertrauen.
4) Innere Ressourcen erkennen
So sehr die vergangenen Monate auch die Bewusstheit für die Kostbarkeit des Lebens erweitert haben – sie haben wieder einmal ebenso verdeutlicht: Äußere Umstände können niemals wahre Stabilität erzeugen. Das Suchen langfristiger Verlässlichkeit im Außen muss in einer Sackgasse enden. Ein erfüllender Job, materieller Wohlstand, eine glückliche Liebesbeziehung, ein intaktes Familienleben, spannende Hobbys, Kinder, Eltern, tiefe Freundschaften, lose Bekanntschaften – jeder einzelne Aspekt kann zweifelsohne zu einem gelungenen Leben beitragen, in der Summe mögen sie das große Glück suggerieren. Nur: Es ist ein Wagnis, sich auf diese äußeren Faktoren zu verlassen – werden sie bedroht, bringen sie das Leben ins Wanken. Basiert meine Zufriedenheit hingegen überwiegend auf meinen inneren Ressourcen, so kann ein wirklich starkes Fundament entstehen. Es verleiht mir jederzeit genug Stabilität, um standhaft zu bleiben – gleichgültig wie kräftig ein Orkan über dem Ozean meines Lebens wüten mag.
5) Dem Fluss des Lebens vertrauen
Neulich las ich: „Vertrauen bedeutet, die Angst davor zu verlieren, etwas zu verlieren.“ Mir gefällt der Satz. Nur: Wie lernt man, dem Leben wirklich zu vertrauen? Ich glaube nicht an den Königsweg. Aber ich denke: Vertrauen wächst mit dem Glauben daran, dass das eigene Leben – wie auch immer es sich gerade gestalten mag – einen Sinn hat. Friedrich Nietzsche sagte einmal: „Wer ein Warum zum Leben hat, erträgt fast jedes Wie!“ Vertrauen heißt also auch: Gewissheit. Verbundenheit. Sicherheit in der Unsicherheit. Überzeugung, dass am Ende eines jeden noch so steinigen und trockenen Weges eine Wasserquelle auf mich wartet. Für das neue Jahr nehme ich mir vor, das Nicht-Kontrollierbare besser vom Kontrollierbaren zu unterscheiden, weniger kontrollieren zu wollen, was eben nicht kontrollierbar ist – und mich regelmäßig an die Kraft des Vertrauens zu erinnern.

6) Experimente wagen und Fehler erlauben
Was ist falsch daran, nicht zu wissen, was richtig ist? Das Leben ist eine Sammlung bunter Erfahrungen. Einige fühlen sich gut an, andere nicht. Ließe sich das Gute erkennen, wenn es das Schlechte nicht gäbe? Ich möchte mir künftig mehr Experimente gestatten und weniger von Fehlern sprechen. Und: Akzeptanz üben, annehmen, was alternativlos ist. Den Dingen erlauben, so zu sein, wie sie sind. Bereits der Gedanke an Akzeptanz lässt Leichtigkeit entstehen, Druck entweichen, Ängste und Sorgen verblassen. Eine neue Handlungsfähigkeit entwickelt sich. Ständige Akzeptanz erscheint illusorisch. Aber wie wäre es, wenn es häufiger gelänge?
7) Leben wie ein kleines Kind
2021 möchte ich öfter durch die Brille eines kleinen Kindes schauen. Sie sind neugierig, begeisterungsfähig, albern, emotional, ehrlich, liebevoll, auf eine natürliche Weise ehrgeizig. Ein kleines Kind sprüht vor Lebensfreude, nur seine Existenz reicht als Grund. Es erwacht aus dem Schlaf, springt aus dem Bett in der Erwartung eines aufregenden Tages. „Hallo du wunderschöner Morgen! Wir kennen uns noch nicht, aber ich bin bereit für neue Abenteuer und schon ganz gespannt darauf, was du mir heute bescheren wirst!“ Keine Gedanken an Ängste, Sorgen, Druck oder Pflichten. Wir haben alle einmal voller Heiterkeit und Herrlichkeit begonnen – bloß entwickeln wir uns unterschiedlich. Mehr zu diesem Thema im Raum für Reflexionen…
8) Mehr Selbstfürsorge
In welchem Maß erlaube ich mir selbst, eine Priorität in meinem Leben zu sein? Das achtsame Selbstmitgefühl hat sich als eines meiner Themen des Jahres 2020 entwickelt – und soll es für ein glückliches 2021 bleiben. Der bloße Gedanke daran, mir selbst in herausfordernden Momenten jenes Mitgefühl zu schenken, mit dem ich einer mir besonders wichtigen Person zur Seite stehen würde, ist kraftvoll. Die Praxis gerät in der Hetze des Alltags schnell in Vergessenheit. Dabei offenbaren sich täglich genügend Möglichkeiten – für mehr Verständnis, Respekt, Freundlichkeit, Wärme, Wertschätzung und Güte mir selbst gegenüber. Mit Selbstmitleid hat das übrigens ebenso wenig zu tun wie mit Egoismus.
9) Dankbarkeit für das Geschenk des Lebens
Was gibt es am Ende des Lebens zu gewinnen? Mit Sicherheit keine Trophäe für Kampf, Ehrgeiz und Disziplin. Keinen Applaus für das größte Lebenswerk, keine Anerkennung für einen besonderen Platz in der Gesellschaft. Worum geht es stattdessen? Vielleicht um Dankbarkeit. Darum, zu erkennen, dass das Schönste am Leben das Leben selbst ist – mit all seinen Herausforderungen und Unwägbarkeiten. Freude, Zufriedenheit, Mitgefühl und Liebe als die zentralen Werte zu entdecken. Sich dem lebenslangen Lernen zu verschreiben – und dabei Begeisterung zu empfinden. Deshalb werde ich auch 2021 immer wieder kurze Pausen einlegen. Um häufiger die Vergänglichkeit des Lebens zu realisieren, mich dem Augenblick hinzugeben und mich meines Daseins zu erfreuen.
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