Ob etwas gut oder schlecht ist, wer weiß das schon…?
Die Weisheitsgeschichte eines bekannten Mönchs, der uns daran erinnert, weniger zu urteilen – und die Dinge öfter wertfrei zu betrachten. Denn: Ob etwas gut oder schlecht ist, wer weiß das schon…?
Es gibt eine bekannte Weisheitsgeschichte des buddhistischen Mönchs Ajahn Brahm, der auch Autor ist und dessen Bücher (u.a. Die Kuh, die weinte) viele wertvolle Erinnerungen für ein gelingendes Leben beinhalten. Eine seiner Geschichten handelt von einem weisen Bauern, der die wellenartigen Bewegungen des Lebens verstanden zu haben scheint. Meine Version, lediglich in etwas anderen Worten, aber mit dem gleichen Tenor, geht so:
Der weise Bauer und sein Sohn
Ein Bauer lebte mit seinem Sohn und einem Pferd, das vor seinem Haus auf einer Weide stand. Es galt als das schönste Pferd im ganzen Land, weshalb die Menschen dem Mann und seinem Sohn voller Bewunderung begegneten. „Habt ihr ein Glück, so ein hübsches Wert zu besitzen“, sagten sie. Doch der Bauer war klug und weise. Er antwortete den Leuten: „Ob etwas gut oder schlecht ist, wer weiß das schon…“
Eines Tages riss das Pferd aus und war verschwunden. Der Bauer traf die Menschen im Ort und sie sprachen voller Mitgefühl: „Du armer Kerl, du hattest so ein schönes Pferd und nun ist es weg. So ein Pech aber auch!“ Doch der Bauer reagierte wieder weise: „Ob etwas gut oder schlecht ist, wer weiß das schon…“
Sein Sohn begab sich auf die Suche nach dem Pferd, um es zurück nach Hause zu holen. Nach einiger Zeit fand er es tatsächlich in einer großen Herde wunderbarer Wildpferde. Als er sein Ross einfing, folgten ihm alle Wildpferde bis nach Hause. Plötzlich besaßen er und sein Vater nicht mehr nur ein Pferd, sondern viele weitere teure und edle Wildpferde.
„Ob etwas gut oder schlecht ist, wer weiß das schon…“
Die Leute aus ihrem Dorf staunten und sprachen wieder voller Bewunderung: „Ihr glücklichen Männer! Nun habt ihr eine ganze Herde edler und wertvoller Pferde. Wieviel Glück ihr doch habt!“ Doch der Mann antwortete: „Ob etwas gut oder schlecht ist, wer weiß das schon…“
Als der Sohn des Bauern eines Tages auf einem der Wildpferde ritt, stürzte er und brach sich ein Bein. Die Leute reagierten bestürzt: „Oh, du armer Mann, welch ein großes Unglück dieser schwere Sturz deines Sohnes doch ist!“ Und der Bauer antwortete: „Ob etwas gut oder schlecht ist, wer weiß das schon…“
Ein paar Wochen später brach ein Krieg aus und alle jungen Männer wurden zur Verteidigung des Landes eingezogen. Nur der der Sohn des Bauern musste aufgrund seines gebrochenen Beines nicht in den Kampf ziehen. Wieder sagte der Bauer: „Ob etwas gut oder schlecht ist, wer weiß das schon…“
Was wir von dem weisen Bauern lernen können? Manchmal geschehen Dinge, die zuerst wie bittere Niederlagen aussehen und sich später, im Rückspiegel betrachtet, als Geschenke erweisen. Dafür bedarf es meist bloß einen Wechsel der Perspektive, einen kurzen Moment der Reflexion. Der Blickwinkel, aus dem wir unser Leben betrachten, entscheidet darüber, wie wir es empfinden.
Kennst du schon ENJOY YOUR GAME? Ich habe das Buch zusammen mit Ex-Tennisprofi Patrik Kühnen geschrieben – es ist eine Liebeserklärung an unseren Sport. Und steckt voller Weisheiten, die sich auch auf andere Bereiche des Lebens übertragen lassen.