Raus aus der Komfortzone – warum Veränderungen so wichtig sind
Wer öfter Veränderungen wagt, erlebt das Leben in einer anderen Intensität. Über das Gefühl, mehr entdecken zu wollen…
Jedes Jahr wenn in Flushing Meadows die US Open beginnen, muss ich an mein erstes Mal New York denken. 2014, also vor sieben Jahren, war das. Ich erinnere mich, wie ich vom JFK Flughafen mit dem Bus nach Downtown Manhatten fuhr. An der 42. Straße stieg ich aus, suchte mein Hotel und fühlte mich so winzig klein im Schatten der Riesentürme. Bis in die späte Nacht tingelte ich allein über den Times Square, den Broadway und die 5th Avenue. Unvergesslich. Meine ersten US Open als Reporter, meine erste Nightsession im gigantischen Arthur Ashe Stadium. Roland Garros kannte ich, Wimbledon sollte ich noch kennenlernen, genauso wie so viele andere Highlights der großen Tour. Ich steckte jahrelang mittendrin in meinem Kindheitstraum, der irgendwann Anfang der 90er Jahre entstanden war.
Ich denke heute wahnsinnig gern und mit tiefer Dankbarkeit zurück an diese aufregende Zeit. Sie hat mir unbezahlbare Erlebnisse, unvergessliche Begegnungen und unbeschreibliche Erfahrungen beschert. Sie hat mich so viel über das Leben lernen lassen, mich an wunderbare Orte dieser Welt geführt und mir die Möglichkeit eröffnet, mich täglich mit dem Sport zu beschäftigen, der Mittelpunkt meines Lebens ist.
Freude, Erfüllung, Leidenschaft – drei wesentliche Faktoren für Erfolg und Zufriedenheit im Leben. Und dennoch, irgendwann kommt der Moment, in dem du spürst: Es ist Zeit für eine Veränderung. Das Gefühl: Da wartet noch mehr auf dich, da möchte noch mehr entdeckt werden. Außerhalb des Bekannten. So war es bei mir Anfang 2019. Trotz einer fantastischen Zeit, auf die ich damals zurückblicken durfte.
Die Sehnsucht nach der Komfortzone
Neue Wege machen das Leben erst einmal nicht unbedingt einfacher. Du siehst dich deinen größten Ängsten konfrontiert, erlebst Tage, an denen du an allem zweifelst – insbesondere an dir selbst. Wenn es stürmisch wird, willst du dich am liebsten wieder umdrehen und in die kuschelig warme Komfortzone zurückkriechen. Aber ein Zurück gibt es nicht. Du stehst mitten auf einem Feld, weit und breit ohne jede Schutzzone. Du bist auf dich allein gestellt, also läufst du weiter, immer weiter. Komfortzone bedeutet Stillstand.
Auf diesem Weg erlebst du dich und die Welt auf eine intensivere Art und Weise als jemals zuvor. Du findest andere Antworten auf die Frage, wer du wirklich bist – und warum du hier bist. Dein Blick für das vergessene Schöne wird neu geschärft. Hans Christian Andersen sagte einmal: „Die ganze Welt besteht aus Wundern. Aber wir haben uns so an sie gewöhnt, dass wir sie als selbstverständlich empfinden.“ Genau diese Wunder sind es, die du plötzlich wieder viel klarer betrachten kannst.
Der Wunsch nach Sicherheit basiert auf Angst
Vielleicht gibst du auf diesem Weg deinem Buch des Lebens einen neuen Titel. Du begreifst, dass es keine Sicherheit gibt auf diesem Planeten und dass jeder Wunsch nach Sicherheit letztlich auf Angst basiert. Du entdeckst versteckte Seiten an dir, neue Interessen und Bedürfnisse. Zum Beispiel den Wert von Freiheit und Selbstbestimmung. Du findest andere Definitionen für die von der Gesellschaft in Stein gemeißelten Bedeutungen. Manche Menschen belächeln dich dafür.
Neue Wege führen selten geradeaus. Sie sind kurvig, gehen bergauf und bergab. Bei wechselndem Wetter. Sicher ist: Sie erweitern immer deinen Horizont. Verändern Perspektiven. Verschieben Prioritäten. Sie lassen dich immer wieder erfahren, was es bedeutet, Mensch zu sein. Und was wirklich zählt. Ist es nicht genau das, was dem Leben seinen Sinn verleiht?
Warum gehst du diesen Weg wirklich?
Veränderungen zu meistern, erfordert Mut und Vertrauen. Konsequenz und Beharrlichkeit. Ehrlichkeit – vor allem dir selbst gegenüber. Loslassen von Eitelkeiten. Du wirst gezwungen, Entscheidungen treffen und musst akzeptieren, dass du keine Fehler machst, sondern Erfahrungen kreierst. Immer wieder darfst du dich hinterfragen: Warum gehe ich diesen Weg wirklich? Kann ich ihn genießen, auch wenn es unterwegs mal stürmisch wird? Wie sieht es aus an meinem Ziel? Vor allem: Wie fühlt es sich an, wenn ich dort ankommen werde? Das gewünschte Ergebnis zu visualisieren, wird sogar von der Wissenschaft empfohlen – natürlich immer verbunden mit einem unermüdlichen Einsatz.
Vor allem aber erfordern Veränderungen das Entwickeln neuer Denkmuster – und das Ablegen der alten. Glaubenssätze zu erkennen, zu hinterfragen und neu zu formulieren. Die Bereitschaft dafür mitzubringen und gleichzeitig geduldig und ausdauernd zu bleiben, ist vielleicht die größte Herausforderung überhaupt.
Tennis als Schule für das Leben
Mein wichtigstes Learning bis heute: Vertrauen ebnet deinen Zugang zur Intuition. Und die kennt den richtigen Weg. Sie öffnet Türen, von deren Existenz du keinen blassen Schimmer haben konntest, weil du dich auf unbekanntem Terrain bewegst. Mit jeder Tür kommst du deinem Ziel einen Schritt näher. Dabei wächst das Vertrauen und mit der Zeit der unerschütterliche Glaube daran, dass so viel mehr möglich ist, als du bisher angenommen hast.
So funktioniert übrigens auch ein Tennismatch. Wahrscheinlich gibt es keinen Sport, der die Analogien zum Leben so herrlich transportiert. Einiges davon wusste ich auch schon vor sieben Jahren in New York. Vieles aber konnte ich erst in den Jahren danach erleben und verstehen…
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[…] veröffentlicht von Felix Grewe am 29. August 2021 2 […]