Ich hatte lange Zeit den tief verwurzelten Glaubenssatz, dass ich in Momenten, in denen sich mein Schiff des Lebens auf stürmischer See befand, immer stärker gegensteuern müsste. Um es irgendwie, mit aller Kraft, wieder in ruhige Gewässer zu manövrieren. Doch je mehr ich mich bemühte, desto heftiger wurden die Wellen und desto mehr drohte mein Schiff zu kentern. Natürlich gibt es diese Momente auch heute immer mal wieder. Der Unterschied zu früher jedoch ist, dass sie meistens kürzer sind und ich sie selbst schneller bemerke.
Ein dafür besonders hilfreiches Tool aus dem Inner Game nennt sich STOP – und ich möchte dir heute empfehlen, es in deinem Alltag auszuprobieren. Vielleicht kennst du es auch bereits und dieser Beitrag erinnert dich lediglich wieder daran, es öfter zu benutzen. Es ist für mich besonders wirkungsvoll, um bewusste Entscheidungen zu treffen. Die Gedankenspirale zu unterbrechen, also Denkautomatismen anzuhalten, die unbewusste Ebene des Handelns zu verlassen.
S = STEP BACK!
Tritt gedanklich einen Schritt zurück. Verlasse die Situation für einen Moment und betrachte sie von Außen. Wie ein Boxer in einem Ring, der sich kurz aus der Reichweite des Gegners entfernt. Wenn du einen Schritt zurücktrittst, siehst du Dinge, die du im Zentrum deines Kampfes nicht wahrnehmen kannst.
T = THINK!
Halte inne und denke bewusst nach. Was passiert hier gerade wirklich? Worum geht es? Was ist die Ursache für dein Empfinden? Was willst du erreichen? Welche Optionen hast du?
O = ORGANIZE!
Sortiere deine Gedanken. Mache dir klar: Du bist der Kapitän deines Lebensschiffes. Du hast die Macht, jede Situation zu verändern. Du hast Wahlfreiheit, sowohl was dein Handeln als auch deine Gedanken betrifft – in jedem Moment.
Erst jetzt fährst du fort. Mit klarem Geist und neuer Perspektive. Auf Grundlage einer bewussten Entscheidung.
… auf dem Tennisplatz: Wenn du ein Match bestreitest und nervös bist. Wenn du spürst, dass dein Körper verkrampft, die einfachsten Schläge nicht funktionieren wollen. Du an deinen Stärken zweifelst, dich über deine Fehler ärgerst und die nötige Konzentration immer mehr verloren geht.
… am Arbeitsplatz: In Momenten, in denen du in Projekten zu ertrinken drohst und nicht weißt, welche Mail du als erstes beantworten sollst. Bei Meinungsverschiedenheiten, in Diskussionen, wenn du Gefahr läufst, zu emotional zu reagieren. Oder vor einer wichtigen Besprechung, um dich gedanklich auf die kommenden Themen einzustellen und um über die Ziele und den Zweck des Termins nachzudenken.
… im Privatleben: Sobald du eine Entscheidung treffen musst und dich die Stimme in deinem Kopf mit so vielen Argumenten durcheinander bringt, dass du die Verbindung zu deiner Intuition verlierst und nicht mehr spürst, welcher Weg sich stimmig anfühlt. Oder wenn du dein Kind von der Schule abholst, um ihm für eine Weile deine ungeteilte und bewusste Aufmerksamkeit schenken willst – ohne Gedanken an Verpflichtungen, To Do-Listen, Smartphone & Co. Vielleicht auch vor einer Verabredung mit einem Freund zum Abendessen, um darüber nachzudenken, was für ein Gespräch du mit ihm führen möchtest.
… bei Ängsten und Sorgen: STOP kann dir helfen, dich immer wieder von Ängsten, Zweifeln und Sorgen zu distanzieren, indem du dich wieder mehr auf den Augenblick fokussierst. Meist sorgen und fürchten wir uns bei Gedanken an die Zukunft oder die Vergangenheit. STOP kann dich an die Kraft der Gegenwart erinnern, an die Bedeutung des Vertrauens, an die Wichtigkeit der Selbstfürsorge. Du gewinnst mehr Klarheit und kannst besser unterscheiden, welche Situationen und Umstände sich beeinflussen lassen und welche nicht.
Du kannst an jedem Morgen und an jedem Abend einen kurzen – oder bei Bedarf auch einen etwas längeren – STOP einbauen, um dich bewusst auf deine Ziele für die kommenden Stunden zu fokussieren oder zu reflektieren, was du erlebt hast.
Ein STOP bringt das Gedankenkarussell nicht zum Stehen, aber es dreht sich langsamer. Du unterbrichst deine Gewohnheiten. Schaltest vom Automatismus auf ein bewusstes Handeln um. Erlangst das Gefühl der Kontrolle über eine Situation zurück. Klarheit entsteht für…
… bewusste Entscheidungen. ✅
… Reaktionen frei von hitzigen Emotionen. ✅
… Veränderungen, wenn sie nötig sind. ✅
… die Verbindung zum Vertrauen, den eigenen Stärken und Prioritäten. ✅
Ein STOP kann ein paar Sekunden dauern – zum Beispiel beim Tennis zwischen zwei Punkten. Manchmal aber auch Minuten, Stunden, Tage, Wochen oder länger. Wahrscheinlich ist es eines der einfachsten Tools, die du nutzen kannst, um deine Gedanken besser zu kontrollieren – in allen Situationen des Lebens. Die einzige Herausforderung: Du solltest dich daran erinnern, wenn du einen STOP am nötigsten brauchst.
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[…] Mach‘ mal einen STOP! Wie du bewusste und klare Entscheidungen triffst […]
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[…] glaubte, nur weil ich erklären konnte, was mit Selbst 1 und Selbst 2 gemeint ist, wofür das STOP-Tool steht und welchen Einfluss die Faktoren Lernbereitschaft und Freude auf meine Leistungen haben, […]
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