Wir spielen immer zwei Spiele des Lebens – ein äußeres und ein inneres. Beim Tennis lassen sich beide entdecken. Nur: Welches hat Priorität?
Die erste wichtige Erinnerung direkt zum Einstieg: Tennis ist bekanntlich ein Spiel – und gespielt wird in der Regel vor allem aus einem Grund: Freude! Ich erwähne das deshalb, weil es oft in Vergessenheit zu geraten scheint. Stichwort: Frust und Verkrampfung! Jetzt die zweite Feststellung: Ein Spiel besteht immer aus zwei Teilen – einem äußeren und einem inneren. Das gilt natürlich auch jenseits des Tennisplatzes! Schließlich könnte man das ganze Leben als ein großes Spiel betrachten…
Das äußere Spiel wird gegen einen äußeren Gegner ausgetragen, es gibt äußere Hindernisse zu überwinden und Ziele zu erreichen. Das innere Spiel findet im Kopf jedes Spielers statt – die Hindernisse hier lauten Nervosität, Selbstzweifel, Angst oder Konzentrationsschwäche. Nun noch eine dritte Erkenntnis, vielleicht die wichtigste: Äußeres und inneres Spiel hängen immer direkt miteinander zusammen. Heißt: Der Erfolg im inneren Spiel beeinflusst maßgeblich die Resultate im äußeren Spiel. Niemand ist in der Lage, Bestleistungen zu erzielen, während er die Fähigkeiten des inneren Spiels vernachlässigt.
Zwei Spiele des Lebens – beide gehören zusammen
Die meisten kennen das Phänomen: Oft wachsen sie an einem Tag über sich hinaus, alles scheint spielend (!) einfach zu gelingen. Am nächsten Tag verkrampfen sie, verschlagen die einfachsten Bälle – und fragen sich: Warum, verdammt nochmal?!
Tim Gallwey, der in den 70er-Jahren das Buch „The Inner Game of Tennis“ geschrieben und daraus seine weltbekannte Methode entwickelt hat, sagt: „Siege im inneren Spiel bringen vielleicht keinen Zugewinn für den Trophäenschrank, aber sie sind mit wertvollen Belohnungen verbunden, die dauerhafter sind und erheblich zum persönlichen Erfolg beitragen können, im Leben allgemein, wie auch speziell auf dem Tennisplatz.“ Ja, Tennis ist ein Spiegelbild des Lebens.
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Körper und Geist im Einklang
Das innere Spiel zu spielen, bedeutet, die Kunst der entspannten Konzentration zu schätzen – und sie zu priorisieren. Sie ist die Basis für wahres Selbstvertrauen. Wenn der Verstand ruhig ist, können Körper und Geist im Einklang funktionieren. Ein wunderbares Gefühl. Dann entsteht jener Zustand, den Sportler gern als „Flow“ bezeichnen – der berühmte Tunnel, wenn nichts wichtiger ist als dieser eine Moment, nur der Augenblick zählt. Keine Gedanken an die Vergangenheit, keine an die Zukunft.
Diesen Zustand öfter zu erleben – beim Tennis genauso wie bei jeder anderen Aufgabe – ist das Ziel von The Inner Game. Ob im Punktspiel, bei einer wichtigen Präsentation vor einem Kunden oder bei einfachsten Tätigkeiten im Alltag: Es geht darum, Störfaktoren zu reduzieren und dem natürlichen Lernprozess des Menschen zu vertrauen. „Er gleicht dem Prozess, den wir alle durchlaufen, aber schon bald wieder vergessen haben, als wir das Gehen und Sprechen lernten“, schreibt Gallwey in „The Inner Game of Tennis“.
Was er meint: Einen Lernprozess, der weniger von Bewertungen und Verurteilungen geprägt ist, von angestrengter Mühe, Druck und Verkrampfung. Stattdessen auf bewusster Wahrnehmung, Vertrauen und Freude am Lernen basiert. „Dieser Prozess bedient sich der intuitiven Fähigkeiten des Verstandes sowie der rechten und linken Hirnhälfte. Er muss nicht erlernt werden, wir kennen ihn bereits. Wir müssen nur jene Gewohnheiten verlernen, die ihn stören, und dann den Dingen ihren Lauf lassen.“
Das innere Spiel bewusst zu spielen, bedeutet, das eigene Potenzial zu erforschen. Sich in bewusster Aufmerksamkeit zu üben. Einen Weg kennenzulernen, um bisher verborgene oder vergessene Fähigkeiten zu entdecken. Sich immer wieder an das Vertrauen in die eigenen Stärken zu erinnern. Der Tennisplatz ist ein fantastischer Ort dafür!
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