Meister des inneren Spiels: Welches Mindset Novak Djokovic so erfolgreich macht
14. Juli 2021Inner Game Kurse – jetzt neu auf dem deutschen Markt!
15. August 2021Wie zwei Hochspringer Geschichte schreiben – und sich das Glück teilen!
Es ist bisher der rührendste Moment der Olympischen Spiele in Tokio. Zwei Hochspringer teilen sich Gold – und damit das Glück. Eine Geschichte, die viel über das Leben verrät.
Leben ist Teilen. Diese Worte las ich heute Morgen als Spruch des Tages auf einem Teebeutel. Ich musste schmunzeln, weil ich kurz zuvor von der wunderbaren Olympia-Geschichte zweier Hochspringer in Tokio gehört hatte. Sie geht so:
Gianmarco Tamberi und Mutaz Essa Barshim kämpfen gegeneinander für ihren großen Traum von Gold. Ein packendes Duell. Runde für Runde kontern sie die jeweilige Höhe des anderen. Beide überspringen 2,37 Meter und scheitern dann mehrfach an der zwei Zentimeter höher liegenden Latte. Der Offizielle bietet ihnen an, weiterzuspringen. Barhsim fragt: „Können wir auch beide Gold haben?“ „Ja, das ist möglich“, antwortet der Kampfrichter. Beide blicken sich an. Barshim sagt: „Lass uns Geschichte schreiben…“
Bilder von Glückseligkeit
Was dann folgt, sind Bilder, die um die Welt gehen und die noch in 50 Jahren in den großen Olympia-Highlights auftauchen werden. Tamberi springt in die Arme seines Kontrahenten. Berauscht vor Glückseligkeit und Erleichterung hüpft er wie ein Flummi in die Luft, schmeißt sich weinend auf die Wettkampfbahn. Auch Barshim schluchzt gefühlte Minuten lang. Zum ersten Mal überhaupt gibt es zwei Olympiasieger im klassischen Hochsprung. Szenen, die Menschen über den gesamten Globus verteilt entzücken. Sie transportieren den Geist der Olympischen Spiele, in einem Jahr, in dem so viel Kritik an der Austragung des Events im Fokus steht.
Der Sport als Vermittler von Liebe und Respekt
Zugegeben: Normalerweise fasziniert mich der Hochsprung nicht viel mehr als das Tontaubenschießen. Bei den meisten Randsportarten bin ich der klassische Olympia-Fan. Aber diese Szenen katapultieren eine Disziplin von einem auf den anderen Moment in den Fokus der Öffentlichkeit. Weil sie für Leidenschaft, Begeisterung und Herzlichkeit stehen. Menschen sehnen sich danach. Der Sport wird zu einem Spiegel des Lebens und vermittelt wunderbare Botschaften von Liebe und Respekt, Gemeinschaft und Miteinander, Fairness und Freude.
Den eigenen Wert weder an Erfolg noch an Misserfolg knüpfen
Was man aus diesem rührenden Moment Sportgeschichte für das eigene Leben mitnehmen kann? Wie unwichtig all der Ruhm, die Ehre und die Anerkennung sind, denen wir oft hinterher jagen, um sie dann allein zu genießen, das verwundete Ego zu streicheln und uns zumindest für ein paar Minuten besser zu fühlen als die anderen. Seinen eigenen Wert weder an Erfolg oder Misserfolg und schon gar nicht an einen gewonnenen oder verlorenen Vergleich mit einem anderen Menschen zu knüpfen. Aber auch die Erinnerung daran, für die eigenen Träume zu kämpfen. Niemals aufzugeben – egal, welch’ bittere Rückschläge sich auf dem Weg zum Ziel ereignen mögen. Barshim scheiterte 2012 in London und 2016 in Rio hauchdünn an Gold. Er gewann zwar zweimal Silber, aber sein großer Traum vom Olympiasieg schien ihm verwehrt zu bleiben. Tamberi musste bei den letzten Spielen kurzfristig wegen einer Bänderverletzung passen. Der emotionale Tiefpunkt seiner Karriere. Ein Stück seines Gipses von damals hat er mich nach Tokio gebracht.
Niemals aufgeben – der Grundsatz für Erfolg und Erfüllung
Niemals aufzugeben, ist vielleicht der wichtigste Grundsatz für Erfolg und Erfüllung. Dem Herzen zu folgen, was auch immer sich ihm in den Weg stellen mag. Dabei nicht auf das Schweigen der kritischen und zweifelnden Stimmen im Kopf zu warten. Sie lassen sich zwar besser kontrollieren und können ruhiger werden, aber ganz verstummen werden sie nie. Das große Ziel im Blick zu behalten, es immer wieder zu visualisieren und das Erreichen bereits vorab mit dem Gefühl der Freude und Dankbarkeit zu verknüpfen, ist eine Methode, die im Spitzensport weit verbreitet ist. Sie funktioniert auch in allen Bereichen des Lebens.
Tamberi und Barshim haben jetzt das Größtmögliche erreicht. Zusammen sind sie Olympiasieger. Ihre Goldmedaillen strahlen weit über die Grenzen der Hochsprung-Welt hinaus. Die uralte Kalenderweisheit vom geteilten und so verdoppelten Glück hat das wichtigste Erlebnis ihres Sportlerlebens geprägt. Sie haben nie aufgegeben. Und verstanden, dass das Leben Teilen bedeutet.
1 Comment
[…] Wie zwei Hochspringer Geschichte schreiben – und sich das Glück teilen […]