Meistens läuft es auf dem Tennisplatz so: Man schlägt ein paar Bälle und schon nach wenigen Augenblicken passieren die ersten Fehler. Die Stimme im Kopf meldet sich umgehend zu Wort, weil sie überzeugt ist, alle Lösungen zu kennen, um jede Unzulänglichkeit zu beheben. „Du musst früher ausholen“, analysiert sie zum Beispiel. Oder: „Den Ball weiter vor dem Körper treffen. Mehr in die Knie gehen. Dich besser bewegen. Deine Schläge sind viel zu kurz. Zu langsam. Du brauchst mehr Länge. Spiel mehr Topspin. Streng dich an, verdammt noch mal!“ Und dann strengt man sich an, mit jedem verkorksten Schlag noch ein bisschen mehr. Gibt sich Mühe und hat welche. Will alles richtig und auf keinen Fall etwas falsch machen. Um nur nicht noch mehr Bälle ins Netz oder ins Aus zu befördern. „Ist ja peinlich, was du hier zeigst. Was sollen die anderen denken?“, raunt es nervenzerfetzend zwischen den Ohren.
Ähnlich funktioniert es häufig auch mit einem Trainer auf dem Platz: Er gibt Anweisungen und erklärt, was Spielerinnen und Spieler zu tun und was zu unterlassen haben, um bessere Resultate zu erzielen. Werden die Instruktionen einwandfrei umgesetzt, verteilt er Lob, ansonsten wiederholt er seine Belehrungen. Und wieder beginnt das Spiel der angestrengten Bemühungen, das meistens zu angespannten, verkrampften Bewegungen und oft auch zu viel Frust führt – nur selten jedoch wahre Freude und nachhaltige Verbesserungen fördert.
Wer Timothy Gallweys „The Inner Game of Tennis“ kennt, der weiß: Es gibt einen anderen Weg. Eine Art des Lernens, die auf der Annahme basiert, dass jeder Mensch über ein viel größeres Potenzial verfügt, als er selbst ahnt – und dass diese Fähigkeiten sich am besten zeigen können, wenn Beurteilungen jeglicher Art reduziert und die wertfreie Wahrnehmung für das, was geschieht, gesteigert werden. Ein ruhiger Verstand ermöglicht den Zugang zum Zustand der tiefen Konzentration – und die ist, das gilt nicht nur beim Tennis, die Grundlage jeder herausragenden Leistung.
Eine Erkenntnis, die 34 Tennisspielerinnen und -spieler kürzlich im Robinson Club Apulien, ziemlich weit unten an der Ferse des italienischen Stiefels gelegen, selbst erfahren durften. Zum ersten Mal gab es dort mit der ENJOY YOUR GAME Experience Teile aus jenem Buch zu erleben, das ich zusammen mit Patrik Kühnen im April 2023 veröffentlicht habe und in dem wir nicht nur viele persönliche Erfahrungen mit dem Inner-Game-Ansatz teilen, sondern auch Inspirationen und Impulse für mehr Vertrauen und weniger Selbstzweifel, für mehr innere Ruhe und weniger Nervosität, für mehr Leichtigkeit und weniger Angst vor Niederlagen.
Die Kernthemen der zwei Event-Wochen: Wie steigert man seine Fokussierung im Spiel und wie lassen sich so Störfaktoren reduzieren, die die Leistungsfähigkeit fast immer beeinträchtigen? Was verändern Wahrnehmungsübungen anstelle typischer Richtig-und-Falsch-Anweisungen? Was bewirkt eine bewusste Atmung im Spiel? Wie baut man übermäßige Anspannung ab und entkoppelt die Freude am Spiel von den Ergebnissen auf dem Platz? Und vor allem: Wie gelingt es einem, sich immer wieder bewusst zu machen, dass nicht nur jeder Tag auf dem Tenniscourt, sondern grundsätzlich jeder einzelne Moment im Leben ein Geschenk von unschätzbarem Wert und viel wichtiger ist als es der größte Triumph auf dem Platz jemals sein kann?
Claas, 16, einer der jüngeren Teilnehmer, resümierte am Ende: „Die Kleinigkeiten, die einen wieder in die Konzentration reinbringen, wenn man beim Aufschlag darauf achtet, wie schnell sich der Ball dreht oder auf welcher Höhe man den Ball trifft, haben mir geholfen, um die Anspannung loszulassen.“ Petra, Damen-50-Spielerin, stellte fest: „Für mich war es besonders hilfreich, Ruhe ins Spiel zu bringen und zu spüren, dass ich viel besser spiele und mehr Spaß habe, wenn ich ruhiger bin.“
Einer, der an diesen Erfahrungen einen großen Anteil hatte und unser ENJOY YOUR GAME-Team in Apulien mit viel Leidenschaft und Know-how ergänzt hat, ist Dirk Leppen. Er war 1989 die Nummer 174 der Weltrangliste und führt heute mit seiner Frau Natalie in Münster eine eigene Tennisakademie – mit mehr als 1.000 Spielerinnen und Spielern, mehr als 30 Trainern und einem tiefen Verständnis für die Herausforderungen des inneren Spiels. Sein Credo: Der einzige Moment, der wirklich zählt, ist das Hier und Jetzt – dieser Augenblick. Wer diese uralte Erkenntnis auf das Tennisspiel überträgt, hadert nicht mehr mit Fehlern und fürchtet sich gleichzeitig weniger vor jenen Konsequenzen eines verlorenen Matches, die meistens ohnehin nur Phantasien der Stimme im Kopf sind.
Wenn du bei künftigen ENJOY YOUR GAME Events dabei sein willst, trag dich in meinen Inner Game Club ein. In diesem Newsletter bekommst du einmal wöchentlich Impulse für das innere Spiel sowie alle Update zu Kursen und Veranstaltungen.
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