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Auf der Suche nach dem Glück jagen wir oft dem Erfolg hinterher. Obwohl oft nicht einmal der größte Triumph für wahre Zufriedenheit sorgen kann.
Kürzlich hörte ich einen Podcast in der ARD-Audiothek. Zu Gast: Joachim Löw, der von einer Flucht nach Sardinien erzählt. Damals, vor fast zehn Jahren, ein paar Tage nachdem Deutschland am 13. Juli 2014 in Brasilien Weltmeister geworden war, reiste der Bundestrainer allein auf die italienische Mittelmeerinsel – offiziell, um ein paar Tage Urlaub zu machen, durchzuatmen, die Ereignisse der vergangenen Wochen zu verarbeiten. Tatsächlich war er auch auf der Suche nach jenem Glücksgefühl, auf das er seit der magischen Nacht im Maracana-Stadion wartete.

Jogi Löw und die Suche nach dem Glück als Weltmeister
“Ich war verwirrt über meine Gefühle, meine Emotionen”, erzählt Löw in dem Gespräch. Damals habe er geglaubt, nach dem Finaltriumph über Argentinien nun der “glücklichste und zufriedenste” Mensch sein zu müssen – gefühlt angekommen in der Welt der Unsterblichen. Jahrelang hatte er die Nationalmannschaft nach seinen Vorstellungen geformt. Angetrieben von der glasklaren Idee, ein Team zu entwickeln, das besser spielen sollte als die damals fast unbesiegbaren Spanier, gegen die man sowohl das EM-Finale 2008 als auch das WM-Halbfinale 2010 verloren hatte.
Müdigkeit und Schwere
In Brasilien passte endlich alles zusammen, nachdem vorher immer wieder irgendein kleines Teilchen gefehlt hatte. Der deutsche Fußball war zurück auf dem Gipfel – und der Macher des Erfolgs schlitterte in eine mentale Krise. “Das hätte ich so nie erwartet”, sagt Löw. Er berichtet von Selbstzweifeln, die ihn plötzlich plagten, von der bohrenden Frage nach neuen Zielen, von “Müdigkeit und Schwere” in einer Zeit, die nicht einfach gewesen sei für ihn. Nach vielen Wochen im Tunnelmodus, abgeschottet von allem, was dem großen Ziel hätte hinderlich werden können, sah er sich plötzlich mit dunklen Gedanken konfrontiert. Seinen Traum hatte er zwar verwirklicht – glücklich war er aber nicht. „Ich habe eine Zeit gebraucht, um das alles einordnen zu können“, sagt er.
Leere statt Euphorie nach dem Triumph
Geschichten von außergewöhnlich erfolgreichen Menschen, die nach ihren größten Siegen Leere statt Euphorie empfinden, gibt es viele. Als Boris Becker 1991 die Australian Open gewann und die Nummer eins der Welt wurde, erging es ihm ähnlich wie Löw – auch er fühlte sich erst einmal verloren. Sven Hannawald rutschte nach seinem Sieg bei der Vierschanzentournee 2002 sogar in eine Depression, ebenso wie Anna-Maria Wagner, Judo-Weltmeisterin 2021 und zweifache Bronze-Gewinnerin bei Olympia in Tokio. Die Liste ist lang, die Storys unterscheiden sich. Und doch liefern sie alle eine Erkenntnis, die sich übertragen lässt auf die alltäglichsten Herausforderungen – und die uns eine Erinnerung sein sollte, wenn wir wieder einmal, getrieben vom Ehrgeiz, auf ein großes Ziel zusteuern:
Meistens ist es der Weg zum Ziel, der glücklich macht, selten das Ankommen. Nicht der eine berauschende, aber flüchtige Moment, auf den wir wie besessen hinarbeiten und von dem wir glauben, er würde unser Leben nachhaltig zum Besseren verändern, führt zur Glückseligkeit. Sondern das besondere Gefühl, das auf dem Weg dahin entsteht, während wir uns selbst verwirklichen, unser Potenzial zum Ausdruck bringen, echtes Selbstvertrauen entwickeln – und uns frei fühlen von Erfolgsdruck, vom Kampf um Respekt und Anerkennung und dem quälenden Gedanken, die Leistungen würden den eigenen Wert als Mensch bestimmen.
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