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veröffentlicht von Felix Grewe am 31. Oktober 2020
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Stimme im Kopf

Über den Umgang mit der Stimme im Kopf

Täglich lassen wir uns von unserer Stimme im Kopf sabotieren. Ein Spiel, das wir nie gewinnen werden – aber besser kontrollieren könnten.

Heute möchte ich von Charly erzählen. Er wird auf diesem Blog künftig öfter eine Rolle spielen, weil uns eine spezielle Beziehung verbindet. Mein Verhältnis zu ihm war lange Zeit von ähnlicher Herzlichkeit geprägt, wie der Umgang Donald Trumps mit den Chinesen. Vieles veränderte sich allerdings, als ich vor gut zehn Jahren begann, mich immer intensiver mit Charly zu beschäftigen, ihm mehr bewusste Aufmerksamkeit schenkte und so langsam aber sicher besser verstand, wie er tickt. Dazu später mehr.

Geht’s um die Wurst, wird Charly Vegetarier

Mein Groll gegen ihn entwickelte sich so richtig auf dem Höhepunkt meiner an Höhepunkten eher armen Tenniskarriere. Charly hatte mein Spiel über Jahre bis ins kleinste Detail analysiert, er kannte meine Stärken, biss sich aber vor allem an meinen Schwächen fest, wie ein Terrier an seinem Knochen. Meine Schläge gefielen ihm zwar weitestgehend, aber meine Beinarbeit bemängelte er. Das größte Dilemma allerdings war: Charly wusste schon vor jedem Match, gegen wen ich gewinnen würde und gegen wen nicht. Die Quote seiner korrekten Prognosen war erschreckend hoch. Und wenn es ab und zu so aussah, als würde er sich dieses Mal täuschen, und es gegen einen besseren Gegner im dritten Satz um die Wurst ging, entpuppte er sich am Ende meistens als Vegetarier.

Die Stimme im Kopf – wie ein Hütchenspieler in Istanbul

Charly ist die Stimme in meinem Kopf. Und in deinem. Du magst sie vielleicht nicht Charly nennen, aber ihre Präsenz ist unbestritten – nicht nur auf dem Tenniscourt! Charly ist immer da, in nahezu jedem Moment. Er bewertet im klassischen Schubladen-Modus. Er verurteilt und vergleicht pausenlos. Er interpretiert, manipuliert, erpresst und übt Druck aus. Er säht Zweifel, schürt Ängste und Sorgen, entfacht genauso aber auch Hochmut und Euphorie. Wie ein Feldwebel dirigiert und kommandiert er unaufhörlich. Wenn ich ihn nicht rigoros unterbreche, erzählt er mir mit einer zuweilen zermürbenden Penetranz, wie viele Menschen erfolgreicher oder talentierter sind als ich, warum meine Pläne scheitern könnten und wie es garantiert besser funktionieren würde – denn er kenne die Strategie, mit der ich Sicherheit und Kontrolle über mein Leben erlange. Seine vielleicht größte Finte: Charly verkauft mir Erlebnisse aus der Vergangenheit skrupellos als Gegenwart – manchmal nicht mal meine eigenen – und erzeugt Angst vor der Zukunft. Er spielt ein Spiel nach seinen Regeln, die ich genau kenne und auf die ich trotzdem immer wieder hereinfalle. Wie ein Tourist, der sich auf einem Basar in Istanbul dreimal täglich von einem Hütchenspieler verarschen lässt.

Stimme im Kopf

Typische Charly-Sätze – „Du kannst nicht alles haben!”

Charly mahnt und warnt ungebeten aus dem Hinterhalt und sorgt so für haarsträubende mentale Entgleisungen. „Wenn du dieses Match verlierst, machst du dich zum Deppen der Nation und alle werden über dich lachen!“ „Wenn du wirklich deinen Job hinschmeißt, dann ist die Tür zu. Was, wenn sich keine neue öffnet?“ „Freu dich nicht zu früh, es kann noch alles schiefgehen!“ Und besonders gern predigt er: „Denke lieber erst mal an das Schlechte – dann bist du später nicht enttäuscht!“ Jetzt gerade, während ich diese Zeilen schreibe, fragt mich Charly, ob ich sie wirklich veröffentlichen möchte. „Gibt doch genug Menschen da draußen, die von diesem Psycho-Kram nichts wissen wollen. Außerdem schaffst du es sowieso nicht, mein komplexes Wesen in ein paar Absätzen zu erklären.“

Charly bewacht die inneren Grenzen

Charly versucht mir weiszumachen, was ich zu tun habe und was nicht, damit ich ein Leben nach seinen Vorstellungen führe – und so vor allem die der anderen Menschen erfülle. Er erwartet von mir, dass ich mich in vorauseilendem Gehorsam seinem Regelwerk unterwerfe, mit dem er über Jahrzehnte errichtete innere Grenzen bewacht wie die Queen’s Guard den Buckingham Palace. Meist spricht Charly dann mit der Stimme eines autoritären Lehrers, der mir vor Augen führen will, dass ich Grünschnabel noch nicht begriffen hätte, wie das Leben funktioniert. „Du kannst eben nicht alles haben!“ ist auch so ein typischer Charly-Satz.

Charly ist oft nachtaktiv. Dann spinnt er mit seinem Hang zum Drama aus einem Gedankengewimmel gern düstere Zukunftsvisionen, die jeglichen Bezug zur Realität vermissen lassen. Er propagiert den Perfektionismus, lässt oft selbst dann nicht locker, wenn physische oder psychische Grenzen unübersehbar sind. Auf Fehler reagiert er stets mit Empörung. Zuweilen entwickelt er eine krankhafte Übermotivation, in dem er durch überzogene Euphorie versucht, Probleme zu kaschieren. Ja, so tickt er, der Charly.

Raum für Reflexionen

Distanz zur Stimme im Kopf

Den Namen Charly habe übrigens nicht ich mir überlegt. Er stammt von Kurt Wiederkehr, ein Sportpsychologe und Coach. Der Clou: Dadurch, dass Charly nun einen Namen hat, entsteht eine Distanz zum Kritiker im Kopf. Plötzlich muss nicht mehr ich mich für meine gedanklichen Folterungen rechtfertigen, nein, es ist Charly, der mich kasteit und zwischen meinen Ohren immer wieder höchst destruktiv in einer Parallelwelt wütet. Punkt.

Kurt hat in der Schweiz die European Tennis Academy aufgebaut und die Mental Match Play-Methode entwickelt. Eine geniale Philosophie, die unter anderem auf „Inner Game“ von Timothy Gallwey basiert und Tennisspieler unterstützt, besser mit Charly umzugehen. Wer selbst Tennis spielt, der weiß, zu welchen Grausamkeiten Charly auf dem Court imstande ist.

Auch der Dalai Lama kennt die Stimme im Kopf

Ich durfte viel lernen von Kurt, vor allem über den Umgang mit Charly. Als ich vor einiger Zeit für eine Weile in seiner Akademie als Coach arbeitete, begann eine für mich lebensverändernde Phase, die so prägend war, dass ich Charly bis heute keinen anderen, eigenen Namen geben konnte. Zunächst entdeckte ich Charlys Existenz bewusster, dann erforschte ich mein Verhältnis zu ihm genauer. So betrachte ich Charlys Firlefanz inzwischen mit anderen Augen, was keineswegs bedeutet, dass ich ihn jederzeit kontrollieren könnte. Ich würde gern die Person treffen, die dazu in der Lage ist. Soweit ich weiß, soll selbst der Dalai Lama manchmal seine Schwierigkeiten mit Charly haben.

Die Kraft funktionierender Bilder

Wie umgehen mit einem wie Charly? Mir hilft es, immer wieder zu entdecken, dass er bei weitem nicht nur ein Störenfried ist, sondern auch Freund und Helfer sein kann. Charly fungiert als Alarmsystem, das mich warnt, wenn es wirklich ernst wird. So schürt er nicht nur unbegründet Ängste, sondern schützt mich auch vor tatsächlichen Gefahren. Gleichzeitig – und das ist die schönste Erkenntnis! – ist er zu wirklich Außerordentlichem fähig. Charly reagiert nämlich genauso auf positive Visualisierungen und kann mich dabei unterstützen, funktionierende Bilder vor meinem geistigen Auge in die Realität umzusetzen. Vorausgesetzt, ich erteile ihm den Auftrag dazu.

Wie gehe ich mit Charly um?

Ich bin Charlys Gutdünken also nicht hilflos ausgeliefert, so viel ist klar. Vielmehr lautet die kraftvolle Erkenntnis: Mein Umgang mit ihm entscheidet darüber, wie er sich entfaltet. Reagiere ich verärgert auf ihn und versuche ich, ihn zu bekämpfen? Oder gelingt es mir, ihm humorvoll mit einem Lächeln zu begegnen? Verurteile ich mich dafür, wenn ich wieder einmal auf seine Masche hereingefallen bin? Oder akzeptiere ich seine Präsenz, die ohnehin unvermeidbar ist? Lasse ich mir von Charly Grenzen auferlegen, die meine Entfaltung blockieren? Oder steuere ich ihn mit mehr Bewusstheit und Achtsamkeit im Alltag, um seine Fähigkeiten zu meinem Wohl zu nutzen, so ein selbstbestimmtes Leben zu führen und mein Potenzial wirklich auszuschöpfen?

Wie man Charly liebgewinnt 

Sich mit Charly zu beschäftigen, ist ein Weg, der Freude bringen kann. Ein Lernprozess, der niemals enden wird. Mich fesselt es, immer mehr über Charly zu erfahren und auch andere zu animieren, mit ihm zu experimentieren, seine Mätzchen zu durchschauen, herauszufinden, wie man bestmöglich mit ihm kooperiert – und zu beobachten, in welchen Situationen Charly sich meldet, wie er argumentiert. Welche Gefühle weckt er? Nutzt er immer die gleiche Masche?

Über innere Dialoge werde ich auf diesem Blog künftig immer wieder schreiben. Der Fundus an Themen ist unerschöpflich. Meine eigenen Erfahrungen mit Charly zu reflektieren, hat sich für mich zu einer Tagesroutine entwickelt. Fest steht: Am Ende geht es darum, Mensch zu sein! Und frei von Beurteilungen und Bewertungen zu erkennen: Das Beste am Leben ist am Leben zu sein! Dann durchströmen einen Güte, Mitgefühl für andere und sich selbst und eine wohlige Herzenswärme – und man gewinnt Charly plötzlich lieb. Zumindest immer öfter…

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Felix Grewe

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2 Comments

  1. Tennis als Schule des Lebens – was ich auf dem Court über mich gelernt habe - Felix Grewe sagt:
    25. Februar 2021 um 14:52 Uhr

    […] früh offenbart haben, hätte ich wohl erst viel später verstanden, dass sich mein Selbst 1, das ich später als Charly bezeichnete, niemals per Order di Mufti zum Schweigen bringen lässt. Dieser Kritiker ist immer präsent. Die […]

    Antworten
  2. So hilft uns Dankbarkeit in dieser Zeit - Felix Grewe sagt:
    25. März 2021 um 9:36 Uhr

    […] 50 Kilo Gepäck in den Satteltaschen. „Sieht verdammt nach Leben aus, was meinste?“, rief die Stimme in meinem Kopf. „Das war aber auch vor Corona“, verteidigte ich mich. „Wäre jetzt eh undenkbar. Außerdem […]

    Antworten

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