Vor einigen Wochen stieß ich auf die Geschichte von Benjamin Ferencz. Ein amerikanischer Jurist, 101 Jahre alt und Chefankläger der Nürnberger Prozesse. Ferencz hat ein Buch geschrieben, das den Titel trägt: „Sag’ immer deine Wahrheit – was mich 100 Jahre Leben gelehrt haben“. Es erzählt die bewundernswerte Story des Mannes, der selbst in den schlimmsten Schlachten seines Lebens stets die Balance wahrte. Ein Werk, das sich liest wie ein Leitfaden für Mut und Motivation, für Demut und Dankbarkeit, für einen noch schärferen Blick auf das, was wirklich zählt als Mensch.
Als Ferencz neun Monate alt war, flüchteten seine Eltern mit ihm aus Transsilvanien nach New York. Dort hausten sie lange Zeit unter ärmlichen Verhältnissen in einem Kellerloch. Das Geld reichte so gerade zum Überleben. Doch trotz Armut und widriger Umstände schaffte es Ferencz später, an der Harvard Universität zu studieren. „Ganz einfach, weil ich es wollte“, schreibt er, der viele Jahrzehnte seines Lebens dem unermüdlichen Kampf für eine gerechtere und friedlichere Welt widmete und der jedem noch so eisigen Wind des Widerstands trotzte.
In seiner Studentenzeit wohnte Ferencz zusammen mit einem Jungen vom College in einer Dachkammer, weil er sich die acht Dollar Miete im Monat nicht allein leisten konnte. Wenn er aus seinem Fenster auf die Straße blickte, dann konnte er oft seine Kommilitonen beobachten, die mit schicken Autos durch die Gegend brausten und voller Sorglosigkeit das Geld ihrer Eltern verprassten. Eine fremde Welt für Ferencz, der sich neben dem Studium ausschließlich darum bemühen musste, seinen Magen ausreichend zu füllen.
Er schuftete als Abräumer in der Mensa und durfte sich als Gegenleistung dort von den Resten bedienen. Manchmal musste eine Mahlzeit für mehrere Tage reichen. Heute, rund 80 Jahre später, resümiert er: „Wenn man sich an einem Berghang befindet und unter einem ragen spitze Felsen auf, während oben der Gipfel der Welt lockt, beißt man die Zähne zusammen und findet den Mut und die Kraft, hinaufzusteigen. Sicherheitsnetze können träge machen. Das, was man will, auch zu brauchen, verstärkt den Hunger, den Antrieb, die Kreativität und die Leidenschaft.“
Ferencz erlebte als Soldat im Zweiten Weltkrieg die abscheulichsten Gräueltaten, er blickte in Abgründe – und doch verlor er nie den Glauben an das Gute im Menschen. Sein Antrieb war der Traum von einem Leben als Anwalt. Vor allem aber davon, in dieser Funktion etwas bewirken und bewegen zu können, die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Dieser Gedanke ließ ihn seine Schmerzgrenze immer wieder verschieben, voller Mut und mit einer unerschütterlichen Gewissheit, das Richtige zu tun.
Während Ferencz auf mehr als 100 bewegte und bewegende Jahre zurückblickt, schreitet er noch immer voller Leidenschaft und Schaffensfreude voran. „Wenn es nach mir geht, lebe ich noch weitere 101 Jahre“ schreibt er. Morgens – und zwar täglich! – absolviert er ein Sportprogramm, bei dem manch 20-Jähriger faul abwinken würde: „Ich versuche alle Muskeln meines Körpers so viel wie möglich zu bewegen.“
Dazu gehören neben Sit-ups und Kniebeugen auch Liegestütze. Früher seien es 100 am Tag gewesen, inzwischen habe er die Anzahl auf 75 reduziert. Eine seiner vielen Lehren des Lebens beschreibt er so: „Alles, was du tust, enthält die Gelegenheit, zu lernen, und du weißt nie, wann sich dieses Wissen als nützlich erweisen wird. (…) Probiere alles aus, denn du kannst mehr als du glaubst!“ Hin und wieder zu scheitern, gehöre zum Leben dazu. „Es ist eine Frage der Einstellung. Behandele es wie eine Hürde auf dem Weg zum Erfolg statt wie eine Sackgasse.“ Ferencz letzte Ermutigung an seine Leser ist seine zentrale Weisheit aus mehr als 100 Lebensjahren, zusammengefasst in drei markigen Worten: „GEBT NIEMALS AUF!“
Was bleibt nach dem Lesen dieser Lebensgeschichte, die gespickt ist mit so vielen beeindruckenden und teilweise erschütternden Anekdoten? Für mich vor allem diese Gedanken:
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